Einmal im Jahr mit dem Schienenbus fahren - der Gipfel der "Beklopptheit" und ich mittendrin statt nur dabei! Fast immer finden die Touren in der ersten Novemberwoche statt, starten montags im Rheinland und enden freitags auch wieder dort. In den Tagen dazwischen, war der Zug beispielsweise in Dresden, Schwerin oder auch in Garmisch und hat von dort aus jeweils Tagestouren unternommen. Nach dem Motto: "Der Weg ist das Ziel", werden bevorzugt stillgelegte oder von der Stilllegung bedrohte Strecken befahren. Das geht im Osten der Republik natürlich besser als im Westen, weil dort der "Kahlschlag" bei den Nebenstrecken viel später eingesetzt hat (logisch).
Die Tour für dieses Jahr (2015) ist bereits fest gebucht und angezahlt und es wird über den Harz nach Leipzig gehen. Immerhin bin ich nach dreimaliger Teilnahme bereits "Stammkunde" und werde vom Veranstalter schon mal vorab per Post invitiert, bevor die Reise im Internet erscheint, wo sich "Kreti und Pleti" anmelden können. Weil die einzelnen Wagen des Zuges in der Reihenfolge der Anmeldungen besetzt werden, hat der Veranstalter durch diesen geschickten Schachzug die Möglichkeit, die Zusammenstellung der Reisenden, zumindest im ersten Wagen, zu beeinflussen. Und das ist total wichtig! Denn in diesem Wagen "Nr. 1" sitzen die absoluten Freaks! Da steigen dann Menschen in den Zug, behängt mit Taschen, in denen sich prähistorische Landkarten und Kursbücher befinden, oder auch belegte Brote von zu Hause (für die ganze Woche!!), obwohl jeder Teilnehmer Halbpension gebucht hat!? Andere haben reichlich Video-Kassetten dabei, damit man, die Video Kamera auf dem Stativ montiert, den gesamten Streckenverlauf videotechnisch erfassen kann! Nun - der Winter ist lang (besonders in der Schweiz) - und da muss man sich Arbeit auf Halde legen. Schließlich muss das Material ja gesichtet und bearbeitet werden. In der Minderzahl sind allerdings die Damen. Hier und da sieht man eine. Aber die Mädels sehen immer so aus, als ob sie in den falschen Zug gestiegen sind... Ich für meinen Teil genieße die Fahrt - schlafe auch schon mal unterwegs ein, wofür ich von den wach gebliebenen mitleidige Blicke ernte - und benutze zur Feststellung der augenblicklichen Position unseres Zuges mein GPS-Modul und eine Karte auf meinem Tablett und komme mir da schon wie ein Alien vor. Ich hätte mir bei meiner ersten Teilnahme nicht vorstellen können, dass man mit dem Schienenbus an einem Tag in der Tat Ziele erreichen kann, die mehr als 100 km vom Startpunkt entfernt liegen. So sind wir bei meiner ersten Tour bei der Fahrt zurück in's Rheinland so gegen 9:00 Uhr in Garmisch-Partenkirchen gestartet und waren ca. 12 Stunden später in Köln. Unglaublich. Und im letzten Jahr - dem Streik der Lokführer sei Dank - ging es ähnlich schnell von Dresden zurück in's Rheinland. Da war der Schienenbus nicht langsamer, als der IC, den ich im Juni benutzt habe, weil dieses Teil natürlich an jeder Milchkanne hält. Unser roter Flitzer ist natürlich überall durchgefahren, wenn die Fahrdienstleiter uns wohl gesonnen waren. Nur einmal, in der Nähe von Kassel, wäre unser Zug um ein Haar von einer recht forschen, leicht angeknitterten Lehrerin samt Schulklasse geentert worden. Unser Zugchef konnte ihr aber dann am Ende dennoch glaubhaft versichern, dass es sich bei unserer Fahrt nicht um eine reguläre Bahnverbindung handelt. Immerhin: Die Touren sind immer super und mittlerweile in meiner jährlichen Urlaubsplanung ein Fixpunkt im November.