Schon mal was von Schlangenbad gehört? Nein? Ok, ich schon, weil ich in den 80er Jahren in Mainz studierte und am Wochenende von dort gerne mal auf "die andere Rheinseite" gefahren bin, in die "Hessische Diaspora". Hauptsächlich in das dort liegende Mittelgebirge, nämlich den Taunus. Und dort liegt auch Schlangenbad. Dieser Ort gilt als das älteste, anerkannte hessische Heilbad. Die Heilkraft der warmen Quellen wurden erstmals Mitte des 17. Jahrhunderts entdeckt, wurde jedoch erst zum Ende des 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts zum feudalen Luxusbad. Hier verkehrten Fürsten und Prinzessinnen mit großem Gefolge, Kardinäle, Generäle, Diplomaten und sonstiges unnützes Geschmeiß. Warum aber heißt das schöne Örtchen, das malerisch in einem Waldtal liegt und dessen westliche Bereiche unmittelbar an die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden angrenzen "Schlangenbad"? Hier ist die größte deutsche Schlange heimisch (übrigens der nördlichste Punkt, an dem die Schlangenart jemals registriert wurde), das Symboltier der Heilkundigen, nämlich die Aeskulapnatter. Sie ist ungiftig und kann bis zu 2 Meter lang werden. Die Bestände sind allerdings stark gefährdet.
Also, nach Schlangenbad hat mich die "Deutsche Rentenversicherung Bund" zu meiner beantragten Reha geschickt. Als die Reha-Klinik mir den Termin des Beginns der Maßnahme mitteilte, nämlich Anfang Januar, dachte ich zunächst, dass ich anschließend in eine psychosomatische Klinik einfahren könne, weil mich drei Wochen Reha in Schlangenbad im Januar vollständig depressiv machen würden. Aber: weit gefehlt! Ohne näher auf die Reha einzugehen, nur soviel: Die Klinik war absolut in Ordnung, mit einem guten Angebot von medizinischen Anwendungen, zufriedenstellenden Räumlichkeiten, kompetenten Mitarbeitern (sowohl im medizinischen Bereich, als auch in der Verwaltung), gut ausgestattetem Zimmer und annehmbarer Verpflegung.
Nun habe ich mir als Rheumatiker (chronische Polyarthritis, = cP) eine feine Krankheit "ausgesucht", die ja zum überwiegenden Teil die weibliche Bevölkerung befällt. In Deutschland sind etwa 800.000 Menschen betroffen, wobei die Häufigkeit bei Frauen etwa dreimal so hoch ist, wie bei Männern. Wie auch immer - wer eine Reha besucht, um einen "Kurschatten" zu finden, der ist in einer Reha-Klinik mit Rheumatikern genau richtig. Rein theoretisch. Bei meinem Aufenthalt war es so, dass von den ca. 180 Plätzen, über die die Klinik verfügte, etwa 20 von Männern belegt waren. Der Rest waren Frauen jedweden Alters! Ich bin natürlich zu rein medizinischen Zwecken in eine Reha gefahren, und hatte mir zum Zeitvertreib an den Wochenenden bestimmte Unternehmungen ausgedacht. Da ein lieber Bekannter aus Studientagen nur ein paar Kilometer entfernt wohnt, war ein Besuch an einem Wochenende bereits fest vereinbart. Für die anderen Wochenenden hatte ich geplant, Kloster Eberbach zu besuchen und einen Trip entlang des Rheins bis nach Kaub zu unternehmen. Das habe ich übrigens auch tatsächlich gemacht und dabei eine Spende von 20 EUR für das "Pleiteland" Hessen gegeben, weil ich in Lorch (Rhein) mit 74 km/h, statt der erlaubten 60 km/h erwischt worden bin. Wie sagte Forrest Gump: "Shit happens". Aber: egal! Als gebürtiger Rheinland-Pfälzer hilft man dem Hessenvolk doch gerne mal aus.